
Die Geburtstagsfeier meines Mannes hat viele widersprüchliche Gefühle in mir hoch kommen lassen. Vor allem geht es natürlich um die Begegnung mit dem Baby.
Ich habe dieses Thema mehrfach mit verschiedenen Menschen besprochen. Der Tenor war: Was passieren wird, lässt sich nicht vorhersagen, und es ist meine Entscheidung. Auf mein Gefühl kann ich mich dabei leider nicht verlassen: Meine Angststörung hat mir schon oft Streiche gespielt, und Situationen können in meiner Vorstellung durchaus schlimmer sein als in Wirklichkeit. Meine Depressionen flüstern mir zu, dass sowieso alles schief geht. Und meine Borderline Persönlichkeitsstörung lacht höhnisch und sagt, dass ich nur ein kleines Stück Scheiße bin. Ein weiterer Teil von mir hat diese Negativität satt und will nicht glauben, dass alles so hoffnungslos ist.
Meine Idee war zunächst, dass ich die Feier vorbereite, danach in einem Hotel übernachte und wieder nach Hause komme, wenn alles vorbei ist. Das allerdings ist nicht, was mein Mann vorhat: Er möchte nicht ohne mich feiern. Wenn ich nicht dabei bin, feiert er lieber gar nicht. Und das fände ich furchtbar – er konnte schon letztes Jahr seinen Geburtstag nicht mit seinen Lieben verbringen, weil es mir so schlecht ging. Und ich weiß, wie sehr er diese Familienfeiern liebt. Schlimm genug, dass ich ihn fast nie begleiten kann.
Also muss eine andere Lösung her. Mein Mann fragte, ob es mir nicht reicht, wenn ich mich nach oben zurück ziehe. Ihm ist es lieber, in so einer schwierigen Situation in meiner Nähe zu sein. Ich sagte: Ja, aber dann muss aber auch klar sein, dass ich dort in Ruhe gelassen werde.
„Deine Mutter wird schon nach dir sehen wollen“, sagte er.
„Das ist etwas anderes!“ sagte ich – meine Eltern und ich haben nun wirklich ziemlich viel Blödes zusammen durch.
„Und ich würde auch nach dir sehen wollen“, fügte er hinzu.
„Das ist auch was anderes!“ entgegnete ich, weil… nun ja, siehe oben.
Eines ist sicher: Ich fühlte mich von meinem Mann verstanden, und wir versuchen, einen Weg für beide zu finden. So soll es ja in einer Ehe auch sein, war es aber bei uns nicht immer, weil ich zu Alleingängen neige. Dass es diesmal anders ist, werte ich als Fortschritt.
Und doch bleibt die Angst, ich könnte mit dieser Situation überfordert sein. Um über diesen Schatten zu springen, brauche ich sehr viel Kraft.
